Wer kennt sie nicht – jene lästigen Geduldsspiele, mit denen viele kommerzielle Internetseiten ihre Nutzer nerven? Verkehrsampeln anklicken, Gekrakel entziffern, vorher geht es nicht weiter. Mit diesen sogenannten Captchas (kurz für „Completely Automated Public Turing Test to tell Computers and Humans Apart“) – häufig von Google bereitgestellt – wollen die Betreiber von Online-Diensten die missbräuchliche Nutzung ihrer Seiten durch Hacker-Programme verhindern. Die können solche Aufgaben nicht lösen – wer es schafft, muss also ein Mensch sein. Trotzdem: Es nervt, zumal auch bei genauem Hinsehen häufig Irrtümer passieren und das Ganze dann von vorn losgeht.
Zwei Tüftler, eine innovative Lösung
Benedict Padberg, 28-jähriger Jungunternehmer aus Wörthsee, wusste um dieses Manko, sah allerdings lange Zeit keine Chance, an dem gängigen Verfahren vorbeizukommen. Für seine Kunden, für die er Onlineplattformen und Internetseiten entwickelte, brauchte er einen wirksamen Schutz gegen Schadprogramme – und als einzige Option stand ihm dafür das Captcha von Google zur Verfügung. Bei einer ausgiebigen Internetrecherche stieß er endlich auf einen Blogbeitrag des niederländischen IT-Experten Guido Zuidhof aus Utrecht, der ebenfalls nach einer alternativen Lösung suchte. Padberg nahm mit ihm Kontakt auf, und gemeinsam tüftelten die beiden an einer Software, die das gängige Verfahren überflüssig machen sollte. Mit Erfolg: Wenig später hoben sie ihr Start-up „Friendly Captcha“ aus der Taufe, das wirklich als zukunftweisend gelten kann.
Das Besondere an der neuen Lösung: Auch hier findet zwar die „Ich-bin-ein-Mensch“-Prüfung statt, aber diese läuft vollständig im Hintergrund ab – der Nutzer merkt also gar nichts davon. Allein an der Art, wie ein Online-Formular ausgefüllt wird, kann Friendly Captcha treffsicher erkennen, ob ein Mensch oder eine Schadsoftware die Daten eingibt. Ein weiteres Plus: Während andere Captcha-Tools oftmals das Nutzerverhalten analysieren und dabei persönliche Daten verarbeiten, bleiben die Nutzerdaten hier vertraulich. Aufgrund dieser offensichtlichen Vorteile fanden Padberg und Zuidhof schnell Kunden für Friendly Captcha – inzwischen gehören etliche große Namen wie Edeka, die Europäische Union, Porsche, Red Bull und Zalando dazu.
Unter 300 Bewerbern auf Platz eins
Auch in Benedict Padbergs ausgedehntem Netzwerk wurde dieser Erfolg mit Anerkennung registriert. Er erhielt die Anregung, sich für den Deutschen Gründerpreis zu bewerben, zu dessen Trägern unter anderem die Sparkassen gehören. Leicht gesagt, aber gar nicht so einfach: Padberg und Zuidhof mussten die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmung haarklein mit Businessplan, Finanzzahlen, Präsentationen und Meetings belegen.
Die Mühe zahlte sich aus: Unter mehr als 300 Bewerbungen schaffte es Friendly Captcha in die Shortlist der Kategorie Start-up. Am 12. September 2023 fand im Berliner Hauptstadtstudio des ZDF die Preisverleihungsgala statt. Drei Finalisten warteten vor 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gespannt auf die Entscheidung der Jury – und dann kam für Padberg und Zuidhof der erlösende Moment: Der Gewinner heißt Friendly Captcha!
Deutschland braucht mehr solchen Unternehmergeist
„Wir haben uns natürlich sehr gefreut“, sagt Benedict Padberg, „aber jeder andere hätte den Preis auch verdient – es war sozusagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ich fand es einfach toll und auch motivierend zu sehen, dass es so viel Unternehmergeist in Deutschland gibt. Das sollte auch andere inspirieren, sich mit guten Ideen selbstständig zu machen.“
„Der deutsche Gründerpreis würdigt herausragende Ideen ebenso wie unternehmerisches Denken“, betont Andrea Felsner-Peifer aus dem Vorstand der Kreissparkasse, die die Preisverleihung gemeinsam mit Rupert Berghofer, dem Leiter des Firmenkundencenters Starnberg und Kundenberater von Friendly Captcha, vor Ort begleitete. „Wir gratulieren den Gründern von Friendly Captcha herzlich zu diesem hochverdienten Erfolg. Sie sind eine Inspiration für andere junge Menschen, sich für eine unternehmerische Selbstständigkeit zu begeistern.“
In der Tat ist Benedict Padberg seit seiner Jugend ein Paradebeispiel für Kreativität und unternehmerischen Mut. Schon in der Oberstufe des Gymnasiums beteiligte er sich an einem Schüler-Unternehmen, das Jute-taschen vertrieb. Mit 17 Jahren – nach gerichtlich erstrittener Geschäftsfähigkeit – baute er dann ein eigenes, datenschutzfreundliches soziales Netzwerk namens „Liveslide“ auf, mit dem er als Konkurrent gegen das übermächtige Facebook antrat. Fünf Jahre später, 2016, gründete er im Wörthseer Ortsteil Etterschlag das erste Co-Working-Space-Zentrum im Landkreis Starnberg. Heute stehen dort für Start-ups, Freiberufler, Wissenschaftler und etablierte Unternehmer 20 Arbeitsplätze sowie Konferenz- und Aufenthaltsräume bereit. Padbergs Gründung der „Interlink“-Gruppe schließlich, ursprünglich als Digitalagentur mit Online-Projekten befasst, bildet heute das Dach aller Unternehmungen, also auch Friendly Captcha.
Gemeinsamer Erfolg mit der Kreissparkasse
Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg hat die Laufbahn des umtriebigen Unternehmers von Anfang an intensiv begleitet. „Ich bin Sparkassenkunde, solange ich denken kann“, sagt Benedict Padberg. „Mein Berater Rupert Berghofer kennt mich von Kindesbeinen an. Wir haben eine ganz enge Partnerschaft, und die Kreissparkasse hat einige unserer größeren Projekte finanziert.“ Wie stark die Verbindung ist, zeigt sich auch darin, dass Padberg als Schüler ein zweiwöchiges Praktikum in der Münchner Zentrale der Kreissparkasse absolviert hat. Mit dem Gewinn des Gründerpreises hat diese beispielhafte Zusammenarbeit nun ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden.