Nudelfabrik: Das Wort klingt erst einmal weder sonderlich aufregend noch sexy. Bis man die ultramoderne, vollautomatisierte Produktionsanlage der Josef Bernbacher & Sohn GmbH & Co. KG in Hohenbrunn gesehen und erlebt hat. 2013 hat das neue Werk in dem östlichen Münchner Vorort seinen Betrieb aufgenommen – und was sich hier tagtäglich abspielt, ist pure Technik-Faszination.
Die alte Produktionsstätte war nicht mehr zeitgemäß
Bis zu seiner Verlegung war das 1898 gegründete Familienunternehmen 70 Jahre lang in einem Gebäude in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs untergebracht, zuletzt mit rund 120 Beschäftigten. Angesichts beständig steigender Produktionsmengen und der mitwachsenden Belegschaft wurde dieses Domizil im Lauf der Jahre immer mehr zum Notquartier: Die Produktion lief auf engstem Raum über vier Stockwerke von oben nach unten, wobei mehrere Schwerlastaufzüge den Transport der Waren besorgten – ein Unding in unserer modernen Zeit der „Lean Production“. Irgendwann war die Situation nicht mehr tragbar, und so fiel zu Beginn des Jahrtausends die Entscheidung für Neubau und Umzug.
Start in die Zukunft gemeinsam mit einem Sparkassenkonsortium
In das drei Hektar große Grundstück in Hohenbrunn, die Gebäude, die neuen Maschinen und Hochregallager wurde eine zweistellige Millionensumme investiert – zur Hälfte aus Eigenmitteln, zur anderen Hälfte mithilfe der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, die dafür ein Konsortium aus mehreren Sparkassen bildete, sowie ihrem Partner Deutsche Leasing. Die Kreissparkasse ist seit 25 Jahren die Hausbank des Unternehmens: „Ein klassischer Mittelständler“, sagt Unternehmenskundenberaterin Uta Buggisch über Bernbacher. „Das sind genau unsere Zielkunden, die wir in der Unternehmenskundenbetreuung am liebsten begleiten.“
Der erste Spatenstich erfolgte 2012, und schon ein Jahr später war der neue Firmensitz fertiggestellt. Innerhalb von drei Monaten zog das gesamte Unternehmen schrittweise aus der Münchner Innenstadt nach Hohenbrunn – bei gleichzeitig weiterlaufender Produktion und immer mit dem gleichen Team. „Eine logistische Meisterleistung“, sagt Geschäftsführer Tobias Willmann nicht ohne Stolz. „Das war auch unser bedeutendstes Ereignis in den letzten 80 Jahren.“
Alles läuft auf einer Ebene – vollautomatisch und präzise
Verglichen mit dem alten Firmengelände – auf dem inzwischen 225 Wohnungen errichtet wurden – tut sich hier eine völlig andere Welt auf. Die gesamte Produktion verläuft linear auf einer Ebene; es gibt keine Stufen und Etagenwechsel mehr. Und das Augenfälligste: Fast alle Vorgänge erfolgen vollautomatisch – mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks greift ein Rädchen ins andere. Auch die Paletten mit der fertigen Ware wandern, wie von Geisterhand gesteuert, nahezu selbstständig in die gigantischen Hochregallager. Wer es als Besucher miterlebt, kann sich kaum sattsehen an diesem technischen Wunderwerk. Bis zu 120 Tonnen Nudeln werden hier täglich produziert.
Wobei es auch für den bayerischen Branchenführer nicht ohne Rückschläge abgeht: „Es ist ja nicht selbstverständlich, dass immer alles reibungslos läuft“, sagt Tobias Willmann. „Nach Beginn des Krieges in der Ukraine zum Beispiel gab es wieder Hamsterkäufe wie zur Zeit der Pandemie, und zugleich waren unsere Lieferketten unterbrochen oder gestört. In letzter Zeit hatten wir dann mit der Inflation zu kämpfen – da haben sich die Rohstoffpreise teilweise verdoppelt. Das war eine herausfordernde Situation, aber wir haben sie gemeistert und sind gestärkt daraus hervorgegangen.“
Die Kreissparkasse als starker Mittelstandspartner
Zu verdanken ist das auch dem Rückhalt durch die Kreissparkasse. Willmann lobt die „wertschätzende, vertrauensvolle Zusammenarbeit, auch durch Höhen und Tiefen. Die Kreissparkasse ist sich mehr als andere Finanzinstitute ihrer Verantwortung bewusst und kümmert sich darum, wie es den regionalen Unternehmen geht. Diese Partnerschaft ist für den Mittelstand enorm wichtig.“ So sieht es auch Uta Buggisch: „Es geht schließlich darum, Arbeitsplätze zu erhalten“, bestätigt sie.
Regionale Produkte sind die Basis des Erfolgs
Die Voraussetzungen dafür sind bei Bernbacher exzellent: Das Produktsortiment umfasst mittlerweile über 60 Nudelspezialitäten, dazu 9 verschiedene Soßen und 5 Pesto-Sorten, die sich alle einer großen und wachsenden Nachfrage erfreuen. „Wir haben zum Beispiel die meistverkaufte Bolognese in Deutschland“, sagt Tobias Willmann, „und das, obwohl sie außerhalb Bayerns gar nicht erhältlich ist.“ Immer beliebter werden auch Dinkel- und Vollkornnudeln, die inzwischen 10 Prozent des Umsatzes ausmachen. Und worauf man bei Bernbacher großen Wert legt: Bernbacher produziert in Bayern, Bernbacher liefert nach Bayern.
Um diese Regionalität noch stärker ins Bewusstsein der Verbraucher zu rücken, hat sich das Unternehmen vor einem Jahr einen neuen Markenslogan verpasst: „So isst Bayern“. Der phonetische Doppelsinn ist durchaus beabsichtigt – schließlich will man bei Bernbacher auch zeigen, wie sehr und wie gern man sich mit seiner Heimat identifiziert.