Die Gemeinde Gräfelfing westlich von München bringt man normalerweise eher mit der Würm in Verbindung als mit dem zweitgrößten Strom der Welt – und doch ist der Name Amazonas eng mit dem Ort verbunden. Er steht für einen der renommiertesten Hängematten-Hersteller Europas, die Firma AMAZONAS GmbH.
Aha-Erlebnis im tropischen Regenwald
Die Erfolgsstory des Unternehmens beginnt mit einer Abenteuerreise vor über 30 Jahren: Nach seinem Studienabschluss gönnt sich der frischgebackene Diplomkaufmann Matthias Saul einen mehrmonatigen Südamerika-Trip, der ihn unter anderem durch Ecuador und Peru führt. Drei Monate ist er dort mit dem Einbaum auf Flüssen im westlichen Amazonasbecken, dem Gebiet der Huaorani-Indios, unterwegs. Und da es sich nicht empfiehlt, im tropischen Regenwald auf dem Boden zu schlafen, kommt dafür nur eine Hängematte infrage. Als passionierter Globetrotter hat Saul schon viel Erfahrung im Planen und Organisieren von Reisen gesammelt; er weiß also, was auf ihn zukommt: Eine Hängematte samt Moskitonetz und Regenschutz per Flugzeug nach Südamerika zu schaffen, scheidet schon aus finanziellen Gründen aus – also wird er sich das Ganze vor Ort selber zusammenbasteln müssen. Leicht gesagt, schwer getan.
Aus Improvisation wird Leidenschaft
Mithilfe der indigenen Guides schafft Saul es zwar, eine halbwegs brauchbare Schlafstatt zu konstruieren, allerdings ist das ein fast acht Kilogramm schweres Ungetüm mit massiven Hölzern, einem löchrigen Moskitonetz und einem Regendach aus einer dicken Plastikplane. Immerhin, es funktioniert. Doch nach den ersten Nächten im Regenwald ist klar, dass etwas nicht stimmte: Matthias Saul wird, wie er selber sagt, von höllischen Rückenschmerzen geplagt, weil er in der Matte einfach falsch gelegen hat. Zum Glück zeigen ihm die Guides, wie man eine Hängematte richtig aufhängt und richtig darin liegt – damit hat die Qual ein Ende. Und Saul begeistert sich zunehmend für diese Art des Schlafens. Während der folgenden Wochen macht er sich fast jeden Abend daran, die Kombination aus Hängematte, Moskitonetz und Regendach eigenhändig zu verbessern.
Die eigene Firma geht an den Start
Auch nach seiner Rückkehr in die Heimat lässt Matthias Saul das Thema Hängematten nicht los. Zunächst importiert er einige Exemplare aus Südamerika und verkauft sie an Freundinnen sowie Freunde und Bekannte. Daraus erwächst dann sehr bald der Gedanke: Warum nicht eine eigene Firma für Hängematten gründen? Eigentlich hat Saul einen beruflichen Werdegang in der Entwicklungshilfe geplant, doch jetzt steckt er seine ganze Leidenschaft und sein kaufmännisches Wissen in diese Idee.
Der Name der Firma ist schnell gefunden: AMAZONAS, ganz klar – was könnte mehr für Outdoor, Wildnis und Abenteuer stehen! Mithilfe eines kleinen Tricks gelingt auch die Startfinanzierung, denn der Jungunternehmer hat kaum Geld und somit keine guten Aussichten, einen Kredit zu bekommen. „Zum Glück konnte ich mir 10.000 D-Mark von einer Freundin leihen“, verrät Matthias Saul. „Die habe ich als Eigenkapital bei der Kreissparkasse vorgewiesen, bekam daraufhin ein Gründungsdarlehen von über 30.000 Mark, und davon konnte ich die geliehene Summe postwendend zurückzahlen. Die restlichen 20.000 reichten für die Firmengründung.“
Über 30 Jahre Partnerschaft mit der Kreissparkasse
Seit dieser Zeit verbindet Saul mit der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg eine gute, von exzellenter Zusammenarbeit geprägte Partnerschaft, die sich über die Bankgeschäfte hinaus auch auf Versicherungen erstreckt. Kundenbetreuer Alexander Franzl bestätigt: „AMAZONAS ist ein sehr angenehmer Kunde und eine positive Erfahrung. Ich freue mich, dass die Firma uns bis heute die Treue gehalten hat. Es ist einfach schön, ein kontinuierlich wachsendes Unternehmen auf seinem Weg zu begleiten.“
Aus der Anschubfinanzierung wurde schnell ein finanzieller Selbstläufer, denn die Firma war vom Start weg erfolgreich. Nach ein paar Monaten gab es AMAZONAS-Hängematten in den ersten Geschäften zu kaufen. Positive Mundpropaganda der Kundschaft tat ein Übriges und so entwickelte sich aus einer simplen Idee ein solides, aufstrebendes Unternehmen mit eigenen Angestellten. Damit wuchs auch Matthias Sauls Ehrgeiz, eigene Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
1994 fiel der Startschuss für eine eigene Hängematten-Weberei in Brasilien, dem Ursprungsland der Hängematten, wo heute fast 100 Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter tätig sind. Der Zusammenarbeit mit echten, traditionellen Hängematten-Bauern dort ist das immense Know-how zu verdanken, das heute in den AMAZONAS-Produkten steckt. Die enge Verbundenheit Sauls mit Brasilien äußert sich auch darin, dass seine Firma jedes Jahr eine Spende von 20.000 Euro an das Kinderdorf des Vereins Pequeno Nazareno (Der kleine Nazareno) in Fortaleza überweist. Der Verein hilft Waisen, Verbrechensopfern und Kindern aus Problemfamilien, indem er ihnen Zuflucht, Heimat und Perspektiven bietet.
Mit dem Sortiment wächst auch das Team
Hängematten bilden noch immer das Kernsortiment von AMAZONAS, aber schon früh hat Matthias Saul das Produktangebot um Hängematten-Gestelle und Möbel aus Holz erweitert. Nach langer Suche fand er 2007 dafür in Polen einen Produktionspartner, der mit Qualität und Zuverlässigkeit überzeugte – die Firma BM Poland. Ein weiterer Pluspunkt, der für die Entscheidung sprach: Polnische Staatswälder müssen per Gesetz nachhaltig bewirtschaftet werden. Die Holzprodukte von AMAZONAS haben daher eine Zertifizierung des FSC (Forest Stewardship Council), einer anerkannten internationalen Umweltorganisation. Nachhaltigkeit steht auch bei den AMAZONAS-Verpackungen im Mittelpunkt: In den letzten drei Jahren konnte die Verwendung von Plastik um 90 Prozent reduziert werden. Fast alles – auch große Teile der Hängematten selbst – besteht aus Recycling-Material.
Für den erfolgreichen Fortgang der Geschäfte sorgen mittlerweile drei Verantwortliche: 2007 trat Sauls Bruder Ulrich als Verkaufsleiter in die Firma ein; heute gehört er ebenso wie der 2018 hinzugekommene Marvin Barnie zum Team der Geschäftsführung. „Vielleicht kommt als Nächster auch mein Sohn dazu“, orakelt Matthias Saul. „Bei einem Schulpraktikum konnte er kürzlich jedenfalls schon mal in unser Geschäft reinschnuppern. Da ist er zwei Tage auf dem Lech gepaddelt, drei Tage war er in den Bergen unterwegs und hatte immer eine Hängematte im Gepäck.“
Innovationen, Patente, Rekorde – und prominente Kunden
Sollte Saul senior sich dann irgendwann zurückziehen, blickt er auf ein beeindruckendes Lebenswerk zurück: Neben einer makellosen Geschäftsbilanz kann AMAZONAS mittlerweile unzählige Patente, (Welt-)Neuheiten und Erfindungen vorweisen – auch dank des großen Entwicklungsteams, das immer neue Ideen und Innovationen hervorbringt. Darüber hinaus hält das Unternehmen eine Reihe von Rekorden: Unter anderem stellt es die mit 100 Gramm leichteste Hängematte der Welt her, auf der anderen Seite die komfortabelste Hängematte der Welt, die dank ihrer dicken Polsterung rund acht Kilogramm wiegt.
Auch der Kreis an Kundinnen und Kunden kann sich sehen lassen: Unter den Abnehmerinnen bzw. Abnehmern findet sich eine Reihe illustrer Namen – vom britischen Milliardär Richard Branson, dem eine Hängematte samt Gestell direkt auf seine Privatinsel geliefert wurde, bis hinauf zur britischen königlichen Familie.
Noch ein Hinweis für alle YouTube-Fans: AMAZONAS ist Mitsponsor der 2021 entstandenen Reality-Kultserie 7 vs. Wild, bei der sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit sieben Ausrüstungsgegenständen sieben Tage allein in der Wildnis durchhalten müssen. Ganz klar, dass Hängematten als wichtige Utensilien dazugehören. Und vielleicht entdecken immer mehr Zuschauerinnen und Zuschauer, dass so eine beschwingte, bequeme, entspannende Schlafunterlage auch in ihr Leben passt.