© Werner Bachmeier
Früher wurde man meist im Verbund der Familie alt. Heute aber lebt ein Drittel aller Menschen ab 65 Jahren allein. Für Menschen, die alleine leben, ist es das Wichtigste, möglichst lange selbständig zu bleiben. Da heißt es oft nicht nur umdenken, sondern auch umgestalten. Das weiß auch Jochen Specht, der Leiter des neuen Kompetenzzentrums in Grafing: „Wer mit Handicap oder Pflegegrad leben muss, für den sind räumliche Anpassungen im Lebensbereich unausweichlich.“
Viele Jahre war der Hauptsitz des Pflegestützpunktes des Landkreises Ebersberg in der Stadt Ebersberg angesiedelt, während die Wohnraumberatung sich schon immer in Grafing befand. Im Jahr 2023 wurde der Entschluss gefasst, die beiden Beratungen, die so unmittelbar aufeinander aufbauen, an einem Ort zu vereinen. Und mehr noch – ein richtiges Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit und Pflege sollte hier entstehen und die neue Heimat des Pflegestützpunktes Ebersberg werden.

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Umfassendes Angebot in Grafing zusammengeführt
Bis alle Um- und Ausbauarbeiten abgeschlossen waren, hat es einige Zeit gedauert. Die umfassende Beratung gibt es zwar mittlerweile seit über einem Jahr in Grafing, inklusive des Angebotes einer Musterwohnung, in der man Hilfsmittel, Umbauten und Lösungsmöglichkeiten für altersgerechtes Wohnen veranschaulichen kann.
„Es ist einfach etwas vollkommen anderes, wenn man zeigen kann, was alles möglich ist – vor allem, weil so vieles möglich ist“, sagt Jochen Specht. „Es geht nicht immer nur um das vollständig barrierefrei umgebaute Bad. An vielen Stellen machen schon kleinere Anpassungen einen sehr großen Unterschied“, erklärt er weiter. Da ist zum Beispiel der Stuhl, dessen Sitzfläche per Knopfdruck nach oben fährt und dadurch höher liegende Schränke wieder erreichbar macht. Oder die Vorrichtung zum Herunterklappen, die das Regal ersetzt. Es gibt sogar einen Bett-Einsatz, der die Matratze dreht und in Stuhlform bringt. Viele dieser Vorrichtungen sind schwer vorstellbar bis man sie mit eigenen Augen sieht.
So sieht es auch der Landrat des Landkreises Ebersberg, Robert Niedergesäß, dem das Projekt ebenso eine Herzensangelegenheit ist, auf die er zurecht mit Stolz blickt: „Unser Kompetenzzentrum ist in dieser Form einzigartig in Bayern. Senioren, Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen bekommen an einem Ort gebündelt alle Informationen, die sie brauchen, damit würdevolles Leben in den eigenen vier Wänden möglich ist. Egal, ob es darum geht, wie man eine Pflegestufe beantragt, welche großen und kleinen Hilfsmittel es für den Alltag gibt oder wie sich der Umbau der Wohnräume finanzieren lasst – hier gibt es kostenlose, neutrale und unabhängige Beratung. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement, das dazu beiträgt, dass sich auch die älteren und pflegebedürftigen Mitmenschen im Landkreis gut aufgehoben fühlen“.
Und das Beste: Auch das Thema Kosten kann gleich vor Ort angegangen werden.
Beratung zu Kosten und Möglichkeiten aus einer Hand
Wie viel der Kosten von den Krankenkassen übernommen wird, hängt immer vom Grad der Pflegebedürftigkeit oder der Schwerbehinderung ab. Im Grafinger Kompetenzzentrum können sich Betroffene nun unter einem Dach informieren und mit den Beraterinnen und Beratern individuelle Lösungen erarbeiten – samt der Besprechung möglicher Kostenübernahmen.
„Das Kompetenzzentrum mit seiner Musterwohnung ist völlig neuartig. Ich finde es wunderbar, dass die Kreissparkasse als einer der mit 10.000 Euro beteiligten Förderer, so eine wertvolle Einrichtung mit möglich gemacht hat“, sagt Stefan Bauer, der Leiter der Kreissparkasse in Grafing.
Und Jochen Specht ergänzt: „Wir kommen alle in das Alter, wo derartige Unterstützung einen absoluten Unterschied machen kann, was die Lebensqualität angeht. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich jemanden durch unsere Ausstellungsfläche führe oder berate und spüre, wie die Last ein wenig leichter wird und Optionen Hoffnung geben – das ist wirklich wertvoll.“
Das Kompetenzzentrum ist Anlaufstelle für kostenlose, neutrale und unabhängige Beratung rund um die Themen Pflege und altersgerechtes Wohnen.
Für alle, die einen ersten Eindruck gewinnen wollen oder grundsätzlich leider nicht in der Lage sind, das Kompetenzzentrum vor Ort zu besuchen, bietet der virtuelle Rundgang einen Überblick über die Einrichtung und die vielen verschiedenen Möglichkeiten:
Die Broschüre gibt des Kompetenzzentrums bündelt alle Informationen zu den Leistungen, dem Beratungsumfang, Terminvergaben und zeigt ebenfalls die Musterwohnung mit ihrer unterstützenden Einrichtung.

