Das Wirtschaftsjahr 2022 kann rückblickend als von Krisen geprägt umschrieben werden. Der plötzliche Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine befeuerte die Preisentwicklung auf ganzer Breite. Mit 8,1 Prozent war die Inflationsrate Ende 2022 auf dem höchsten Niveau seit etwa 70 Jahren. Darüber hinaus beschäftigten die Wirtschaft schwerwiegende Themen wie die Nachwirkungen einer mehr als zweijährigen Pandemie, der anhaltende Arbeits- und Fachkräftemangel und die stark wachsende Cyberkriminalität.

Geschäftsentwicklung

Das bilanzielle Kundengeschäftsvolumen der Kreissparkasse, welches sich aus Kundeneinlagen und Kundenkrediten zusammensetzt, stieg um 3,4 Prozent (717 Millionen Euro) und betrug zum Jahresende 2022 rund 21,7 Milliarden Euro.

Dabei entwickelte sich der Bestand an Kundeneinlagen abermals positiv mit einem Wachstum von 2,0 Prozent auf rund 11,2 Milliarden Euro. „Die lange erwartete Zinswende hat sehr vielen Kundinnen und Kunden die Möglichkeit geschaffen, ihre jahrelang kurzfristig geparkten Gelder wieder in positiv verzinste Anlagen umzuschichten“ erläutert Andreas Frühschütz, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse. So wurden im Jahr 2022 neue Sparkassenbriefe mit Laufzeiten von einem bis zu zehn Jahren in einem Gesamtvolumen von über 800 Millionen Euro abgeschlossen. Der Anteil täglich fälliger Anlagen auf den Konten der Kundinnen und Kunden ist hingegen erstmals seit Jahren wieder rückläufig und lag per Ende 2022 bei rund 84 Prozent.

Im Kreditgeschäft war insgesamt ein sehr zufriedenstellendes Wachstum um 5,0 Prozent auf einen Gesamtbestand in Höhe von 10,5 Milliarden Euro zu verzeichnen. Auch hier zeigte sich über das Jahr hinweg eine Entwicklung nah am Kapitalmarktgeschehen: Nach einem noch sehr dynamischen Neugeschäft im ersten Halbjahr 2022 ging die Nachfrage, sowohl im privaten als auch im gewerblichen Kreditgeschäft, in der zweiten Jahreshälfte signifikant zurück. Finanzierungsvorhaben wurden teils zurückgestellt oder gar vollständig verworfen. „Insbesondere im Immobilienbereich führte der außerordentliche Zinsanstieg dazu, dass eine Finanzierung bei weiterhin hohen Bau- und Kaufpreisen oft nicht mehr realisierbar war und ist“, erläutert Frühschütz.

Die unternehmerischen Kunden der Kreissparkasse seien ebenso mit großen Herausforderungen wie etwa Lieferengpässen, Inflation und Fachkräftemangel konfrontiert gewesen. „Aber auch in unsicheren Zeiten wie diesen haben wir es zu unserem Ziel gemacht, unseren unternehmerischen Kunden ein verlässlicher Partner zu sein“, erklärt Frühschütz, „und unserem öffentlichen Auftrag mehr als nur gerecht zu werden“.

Die Ausleihquote, also der Anteil der Kundeneinlagen, die die Kreissparkasse als Kredite ausgibt, stieg erneut an um 3 Prozentpunkte auf knapp 94 Prozent.

Deutliche Spuren hat das außergewöhnliche Jahr 2022 auch in den Wertpapierdepots der Kundinnen und Kunden hinterlassen. Nachdem im Vorjahr noch ein Zuwachs von gut 35 Prozent zu verzeichnen war, reduzierte sich der Wertpapierbestand durch Verkäufe und Kursrückgänge bei Aktien und Anleihen um 27 Prozent auf einen Gesamtbestand in Höhe von 4,4 Milliarden Euro.

Ertragsentwicklung

Die Zinsspanne ist die wichtigste Ertragsquelle der Kreissparkasse. Durch die Wende in der Zinslandschaft stiegen sowohl der Zinsertrag als auch der Zinsaufwand, sodass ein Zinsüberschuss in Höhe von 163 Millionen Euro erwirtschaftet wurde – etwa 5 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.

Rekorderträge im Immobiliengeschäft waren maßgeblich verantwortlich für das sehr gute Provisionsergebnis von 69 Millionen Euro (Vorjahr 59 Millionen Euro).

Der Personal- und Sachaufwand lag mit 143 Millionen Euro drei Millionen unter dem Vorjahreswert. Das ist zum einen auf einen hohen Digitalisierungsgrad und etablierte Kostendisziplin zurückzuführen. Zum anderen ist der Personalaufwand aber auch durch unbesetzte Stellen geringer ausgefallen als geplant. „Der viel beklagte Fachkräftemangel betrifft leider auch uns“, erläutert Frühschütz. „Im Jahr 2023 hat das Thema Personalgewinnung daher einen hohen Stellenwert. Die Kreissparkasse hat als Arbeitgeber in der Region viel zu bieten: vielseitige Einsatzmöglichkeiten, Sicherheit, Flexibilität und Weiterentwicklungsmöglichkeiten.“

Wirksame Staatshilfen verhinderten, dass es im Kreditbestand zu Ausfällen und Wertberichtigungen im befürchteten Umfang kam. Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage rechnet die Kreissparkasse jedoch weiter mit möglichen Kreditausfällen und hat hierfür zusätzlich Risikovorsorge getroffen. Ein erheblicher Abschreibungsbedarf ergibt sich indes im eigenen Wertpapierbestand. „Wir gehen seit jeher sehr sorgsam mit den Eigenanlagen der Kreissparkasse um“, betont Frühschütz. „Die heftige Zinswende im Jahr 2022 hat jedoch auch bei sicheren festverzinslichen Wertpapieren deutliche vorübergehende Kursabschläge verursacht.“ Diese gleichen sich in den nächsten Jahren wieder aus, da die Anlagen bis zum Laufzeitende gehalten und dann zum Nominalwert zurückbezahlt werden. Darüber hinaus hat die Kreissparkasse mit Blick auf steigende regulatorische Anforderungen in der Zukunft eine Stärkung ihres Kernkapitals durch teilweise Umwandlung vorhandener stiller Reserven vorgenommen und konnte Zuschreibungen auf Beteiligungen verbuchen. In Summe führte dies zu einem nahezu ausgeglichenen Bewertungsergebnis.

Von ihrem Ergebnis vor Steuern in Höhe von rund 37 Millionen Euro führt die Kreissparkasse voraussichtlich 27 Millionen Euro Steuern ab, wovon gut 11 Millionen Euro Gewerbesteuer an die Kommunen im Geschäftsgebiet fließen. Der verbleibende Jahresüberschuss in Höhe von rund 9 Millionen Euro wird den Rücklagen zugeführt. „Das Jahr 2022 war durchaus stürmisch“, so Frühschütz, „jedoch haben wir die abrupte Kehrtwende der EZB durch vorausschauende Planung in den Vorjahren und solide operative Leistungen im abgelaufenen Jahr gut gemeistert.“

Sicherheit

Ob es sich um die Verwahrung von Einlagen, Bargeldbeständen und sonstigen Wertgegenständen, die Sicherheit von Kundendaten oder den Zahlungsverkehr handelt: das Thema Sicherheit hat im Finanzsektor seit jeher einen ausgesprochen hohen Stellenwert. Allerdings haben sich in den letzten Jahren durch Cybercrime und Angriffe auf Geldautomaten neue, sehr ernst zu nehmende Dimensionen eröffnet.

Phishing
Die Nutzung digitaler Zahlungsmittel gewinnt weiter an Beliebtheit — egal, ob im Onlinehandel oder mit der digitalisierten Karte an der Kasse vor Ort. Aber auch eine digitale Geldbörse ruft Kriminelle auf den Plan, die sich die neuen Zahlungswege zu Nutze machen. Ausgangspunkt ist dabei meist „Phishing“, also der unbemerkte Abgriff von Online-Banking-Kennungen und weiteren Kundendaten. In 125 Fällen wurden Kundinnen und Kunden der Kreissparkasse 2022 mit den so erbeuteten Daten unter Vorspiegelung einer falschen Identität dazu verleitet, von Betrügern initiierte Transaktionen zu bestätigen.

Die Kreissparkasse reagiert stets zeitnah auf neue Betrugsszenarien und passt gegebenenfalls die internen Sicherungsmaßnahmen an. Allerdings gehen Experten davon aus, dass auch die Kriminellen verstärkt nach weiteren, raffinierten Wegen suchen werden, diese zu umgehen. Daher ist die aktive Information und Sensibilisierung der Kundinnen und Kunden, der wichtigste Punkt unserer Prävention.

Hinweise appellieren mittlerweile bei jeder Nutzung der PushTAN-App, Daten nie an Dritte weiterzugeben und nur Aufträge freizugeben, die selbst veranlasst wurden. Auf der Website der Kreissparkasse findet sich zudem ein eigener Bereich zum Thema Sicherheit (www.kskmse.de/sicherheit), der beispielhaft die häufigsten und neuen Maschen der Betrüger aufführt. Und erst im Februar dieses Jahres hat die Kreissparkasse eine Sonderausgabe ihres digitalen Kundenmagazins WertVoll zum Thema „Phishing“ an ihre Kunden verschickt.

Bargeldversorgung
Im Jahr 2022 waren deutschlandweit zahlreiche Angriffe auf Geldautomaten zu verzeichnen. Insgesamt wurden 492 Geräte gesprengt – beinahe zehn pro Woche. Die Täter attackierten Standorte mit Sprengstoff, um an die Banknoten zu gelangen und nahmen dabei große Sachschäden und vor allem auch die Gefährdung von Menschen im Umfeld billigend in Kauf.

Ende des Jahres wurde auch die Kreissparkasse drei Mal Opfer derartiger Anschläge. Die Gefährdungslage aus der laufenden Anschlagsserie erforderte von der Kreissparkasse ein schnelles Handeln. So wurden anhand einer differenzierten Risikobewertung unserer Standorte bauliche, mechanische, elektronische und organisatorische Maßnahmen ergriffen. Teilweise wurden Nachtschließungen eingeführt und Schutzmechanismen installiert. Zu diesen zählen Videoüberwachungsanlagen sowie Färbesysteme, welche Geldscheine bei einem Anschlag oder anderweitig gewaltsamem Zugriff farbig markieren.

Neun hoch gefährdete Geldautomaten mussten zur Umsetzung dieser Maßnahmen vorübergehend für mehrere Wochen außer Betrieb genommen werden, stehen unseren Kunden zwischenzeitlich aber wieder zur Verfügung. Lediglich die SB-Geschäftsstelle Percha wird als einziger Standort nicht wiedereröffnet. Gründe dafür sind die Lage unmittelbar an der Autobahn, die im Verhältnis sehr niedrige Kundenfrequenz und die geringe Entfernung zu unseren weiteren Standorten in Berg und Starnberg.

Gesellschaft / Soziales

Ihre Verantwortung für die Region nimmt die Kreissparkasse auch im Rahmen ihres Engagements für Soziales, Kultur, Bildung und den Breitensport wahr: Erneut kamen insgesamt 1,3 Millionen Euro über Spenden, Sponsoring und über die vier gemeinnützigen Stiftungen der Kreissparkasse den vielfältigen Initiativen, Einrichtungen und Vereinen der Region zugute.

Personelle Wechsel

Im Laufe des Jahres 2022 verließen mit Armin Zimmermann und Peter Waßmann zwei Vorstandsmitglieder die Kreissparkasse. Ihnen folgte bereits zum 1. Oktober 2022 Ulrich Sengle nach. Ab 1. April 2023 wird dann Andrea Felsner-Peifer den Vorstand der Kreissparkasse vervollständigen. Die Münchnerin, die zuletzt Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Freising Moosburg war, komplettiert das dreiköpfige Vorstandsteam. Felsner-Peifer übernimmt in ihrem Ressort unter anderem die Verantwortung für die Marktbereiche der unternehmerischen Kunden, das Private Banking und den Eigenhandel.

Eine Veränderung ergab sich auch im Verwaltungsrat der Kreissparkasse. Rolf Zeitler, Altbürgermeister von Unterschleißheim und Kreisrat, verstarb im Januar 2023 mit 79 Jahren. Zeitler war über 26 Jahre engagiert im Verwaltungsrat der Kreissparkasse tätig. Sein Nachfolger ist Jan Neusiedl, 1. Bürgermeister der Gemeinde Grünwald.

Ausblick

„Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir in sehr bewegten Zeiten leben. Es gab Geschehnisse mit großer Wirkkraft, mit denen niemand gerechnet hätte. So sehen wir es auch für die Zukunft als größte Herausforderung, auch auf Extremereignisse gut vorbereitet zu sein,“ führt Frühschütz an. Die aktuellen Prognosen zur Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2023 werden von Regierungen, internationalen Organisationen und Wirtschaftsforschern derzeit mit einer Bandbreite von -0,75 % bis +0,3 % eingeschätzt. Diese Bandbreite spiegele die Schwierigkeit der Kalkulation, so der Vorstandsvorsitzende.

Die Kreissparkasse rechne mit moderat weiter steigenden Zinsen im Anlage- wie auch im Kreditbereich. Gleichzeitig gehe sie davon aus, dass die wirtschaftliche Lage die Sparfähigkeit der Kundinnen und Kunden dämpfe und dass die Preis- und Zinsentwicklungen Investitionen erschweren. Viele Kreditzinsvereinbarungen der vergangenen Jahre seien zudem langfristig ausgelegt und könnten erst sukzessive an das wieder höhere Zinsniveau angepasst werden. „Wir kalkulieren daher weiterhin bewusst vorsichtig und gehen davon aus, dass sich die Ertragslage erst allmählich wieder normalisieren wird.“