v.l.: E. Brosi-Reichel, B. Zumbach, A. Hanisch, Dr. J. Reichel, S. Dotzer, R. Gärtner, S. Klebel

Eltern, die Kinder mit Morbus Down, Autismus oder einem anderen angeborenen oder erworbenen Handicap haben, stehen vor der Frage: Wo wird unser Kind in Zukunft leben? Der 2013 von engagierten Eltern gegründete Verein Zukunft trotz Handicap e.V. nahm die Antwort auf diese Frage in die eigenen Hände und realisierte ein Wohnprojekt für Menschen mit Handicap in der Konzeller Straße in Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

Das im Oktober 2017 eröffnete Haus bietet 27 Wohneinheiten für betreutes und ambulantes Wohnen; betrieben wird es vom Augustinum. Über die Manfred Halbauer Stiftung wurden auch zwei Plätze für sozial schwache Familien geschaffen. Die Kreissparkasse ist als Hausbank an Bord. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner arbeiten tagsüber, dann gibt’s gemeinsames Abendessen, Pflege und Geselligkeit. Eine Nachtwache ist da und in der Früh helfen Betreuerinnen und Betreuer beim In-den-Tag-kommen.

Gemeinsam einen langen Weg gegangen

„Elternfinanziertes Wohnen ist ein Marathonlauf“, sagt Rolf Gaertner, Schatzmeister des Vereins Zukunft trotz Handicap e.V., der zusammen mit seinen Vorstandskolleginnen und -kollegen Andrea Hanisch, Hans-Jürgen Gerhardt, Susanne Klebel und Dr. Jochen Reichel das Wohnprojekt in die Tat umsetzte. „Wir sind diese Langstrecke gemeinsam gegangen: vom Architektenwettbewerb über Grunderwerb, ersten Spatenstich, Betreibervertrag und die Verhandlungen mit Bezirk Oberbayern und Landratsamt bis zur Eröffnung. Das war alles andere als leicht – aber uns war es das für unsere Kinder wert.“

Die Vereinsmitglieder gründeten dafür die ZTH Wohnheim Höhenkirchen gGmbH & Co. KG, deren Kommanditisten – die Eltern – zu Beginn das notwendige Kapital einbrachten. Die Gesellschaft baute dann das Wohnheim, das vom Betreiber Augustinum gemietet wurde. Der Bezirk Oberbayern als Sozialträger finanziert die Miete, die an die Gesellschaft fließt. Diese bedient damit das aufgenommene Fremdkapital, bildet Rücklagen und kann nach der Tilgung Gewinne ausschütten.

„Wir haben von Anfang an unternehmerisch gedacht, haben unsere Erfahrungen und Fähigkeiten zusammengeführt und so ein besonderes Wohnheim für unsere Kinder geschaffen“, sagt Dr. Jochen Reichel. Die dabei gewonnenen Erfahrungen haben die Initiatoren in einem 124 Seiten starken Leitfaden für elternfinanziertes Wohnen zusammengefasst. „Uns war und ist es wichtig, unsere Erfahrungen zu teilen“, sagt Rolf Gaertner, „so bekommen auch andere Eltern mit einer vergleichbaren Lebenssituation das Wissen, um die Zukunft und das Wohlbefinden ihrer Kinder selbst zu gestalten.“

Barrierefrei denken und leben

Claudia Demler

Claudia Demler

Der Verein Zukunft trotz Handicap e.V. hat sich weitere Ziele gesetzt: Intensiviert werden sollen unter anderem die Vernetzung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und im Landkreis, die Inklusionsarbeit mit Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, Informationsveranstaltungen zu Aspekten wie Bundesteilhabegesetz oder Erbrecht sowie Kooperationen mit Landkreisgemeinden und anderen Trägern zur Schaffung von Arbeitsplätzen. „Absolut beeindruckend, was die Mitglieder des Vereins Zukunft trotz Handicap e.V. hier auf den Weg gebracht haben“, sagt Claudia Demler, stellvertretende FirmenkundenCenterleiterin bei der Kreissparkasse in Ottobrunn. „Wenn Know-how und Herzblut zusammenfließen, kommt Großes dabei heraus.“

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