Zusammenkünfte in Vereinen und sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen waren lange Zeit nicht, oder nur sehr eingeschränkt, erlaubt. Für 32 Millionen Menschen in Deutschland in den rund 600.000 eingetragenen Vereine, brach damit das Umfeld der „zweiten Familie“ weg. Dabei sind die etwa 15 Millionen Bürger, die sich in den 1,2 Millionen nicht eingetragenen und organisierten Vereinen engagieren noch nicht gezählt.

Die Pandemie hat viele Baustellen aufgemacht

Und als ob das für das Vereinsleben nicht schon Belastung genug wäre, kommen noch organisatorische, rechtliche und finanzielle Probleme hinzu. Beispielsweise sind eingetragene Vereine verpflichtet Mitgliederversammlungen abzuhalten. Hier hat der Gesetzgeber aber bereits im März 2020 gehandelt und Online-Versammlungen möglich gemacht. Diese Sonderregelung gilt bis 31.12.2021.

Dr. Andreas Krumpholz, Abteilungsleiter Leichtathletik beim TSV Gräfelfing muss da schmunzeln „Das ist wirklich eines der allerkleinsten Themen. Unsere größte Herausforderung ist derzeit, die Motivation aufrecht zu erhalten – und zwar bei allen: bei Sportlern, Trainern und den Ehrenamtlichen“ gesteht er.

Die Pandemie bremst das Vereinsleben aus. Tanz, Gesang und Musik mit viel Abstand – die räumlichen Möglichkeiten hat nicht jeder. Teamsport – quasi unmöglich mit Maske und Sicherheitsabstand. „Die psychische Belastung durch die Pandemie ist ohnehin schon höher als man vermuten mag und dann fallen auch noch die regelmäßigen sozialen Kontakte zu Gleichgesinnten, die der Sport bietet, zur Kompensation weg. Wir wollten auch daher schnell handeln,“ erzählt Dr. Krumpholz.

Persönlicher Kontakt als Königsweg

Die Leichtathletik-Abteilung des TSV Gräfelfing setzt auf Kommunikation. „Der persönliche Kontakt war quasi von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich. Aber genau da liegen unsere Stärken – in Nähe, Gemeinschaftsgefühl, Kontinuität und familiärer Atmosphäre.“

Die Abteilung hat ihre Kommunikation massiv hochgefahren. Inzwischen gibt es nicht nur regelmäßige Newsletter an alle Mitglieder, Trainer, Freunde und Unterstützer. Es gibt auch Podcasts, einen Wochenplan mit umfangreichem Angebot an Online-Kursen und alle Kinder erhalten wöchentlich Videoclips mit Übungen, nach denen sie auch daheim sporteln können. Ein Kraftakt …

„Ja,“ sagt Krumpholz, „das ist es, aber die Loyalität der Mitglieder dankt es uns und es ist schön zu sehen, dass unser Angebot ankommt.“ Und er gibt gleich noch einen wichtigen Hinweis: „Ganz viel Arbeit hat unser sportlicher Leiter, Matthias Schimmelpfennig, auch in den Aufbau der IT- Kommunikationsplattform gesteckt, um sicher zu gehen, dass später auch alles stabil und gut läuft. Das war sehr gut investierte Zeit.“

Und die Zukunft?

Bereits vor Corona war es für manchen Verein eine Herausforderung, Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen Vereinsleben bedeutet eben oft auch Engagement und Sich-Einlassen auf eine gewisse Regelmäßigkeit.

Zwar gibt es aufgrund von Corona nun kein Sonderkündigungsrecht für die Mitgliedschaft. Dennoch zeigen Umfragen, dass in den letzten Wochen mehr Menschen den Vereinen den Rücken zukehren. Vielleicht bedingt durch Gehaltseinbußen und unsichere Job-Perspektiven. Vielleicht auch, weil man sich daran gewöhnt hat, alles von zuhause aus zu machen: Homeoffice, Home-schooling, Home-“sporting“. Nachvollziehbar? – Vielleicht. Aber was wären die Folgen …

Vereine prägen die Region

Vereine, soziale Einrichtungen und Initiativen bewahren Traditionen, bieten eine soziale Gemeinschaft, unterstützen die physische und kulturelle Entwicklung der Menschen vor Ort und schaffen Mehrwerte für die gesamte Bevölkerung. Ohne sie wird es still und beliebig im Ort.

„All das sind genau die Gründe, warum uns die Unterstützung der Arbeit unserer regionalen Vereine und Einrichtungen so am Herzen liegt,“ so Nicole Weiß, die bei der Kreissparkasse Spenden- und Sponsoring-Anfragen bearbeitet. Auch im Corona-Jahr 2020 unterstützte die Kreissparkasse wo es möglich war.


Herr Dr. Krumpholz mit Jens Kambach, Filialleiter Gräfelfing, bei der Spendenübergabe im letzten Jahr

Der TSV Gräfelfing erhielt beispielsweise 5.000 Euro für ein geplantes Kooperationsprojekt mit Schulen, um das Angebot an Sportunterrichten zu erweitern.

Dr. Andreas Krumpholz betrachtet es realistisch aber motiviert: „Es wird sicherlich ein langsamer Wiedereinstieg, wenn die Schutzmaßnahmen schließlich gelockert werden. Und natürlich ist unsere Sorge, dass mittel- bis langfristig weniger Menschen das Angebot der Vereine nutzen, weil die aktuell notwendige Distanz zur Normalität geworden ist und wir ohnehin im Wettbewerb mit kommerziellen Anbietern wie Fitnessstudios stehen. Umso wichtiger, allen jetzt zu zeigen, was uns besonders macht: dass wir für unsere Vereinsmitglieder da sind, sie abholen, Ihnen ein beständiges soziales Netzwerk mit viel Emotionen und menschlicher Wärme bieten und sie zum gemeinsamen Sporttreiben motivieren.“