60 Millionen alter Handys liegen allein in Deutschlands Schubladen und jeden Tag werden hunderte alte Rechner und Laptops ausgemustert. Elektronikschrott – ursprünglich zusammengebaut in Asien aus Edelmetallen wie Platin, Palladium, Gold, Rhodium und Silber, aus seltenen Erden sowie aus Kupfer, Nickel, Aluminium und Eisen. Dieser Elektronikschrott wird meist verbrannt und aus der Schlacke werden die Edelmetalle und seltenen Erden heraussortiert. Der Rest wird meist nach Afrika exportiert und man versucht, das Kupfer aus den Kabeln zu recyceln. „Die bisherigen Methoden, aus Elektroschrott noch was rauszuholen, kosten enorm viel“, sagt Rudolf Stokar von Neuforn. „Sie kosten Transport, Luftverschmutzung, die Gesundheit und oft sogar das Leben der Menschen, die diese Arbeit machen. Den Schatz Elektroschrott können wir wesentlich schonender heben.“

Revolutionäre Technik im E-Recycling

Und genau dieser schonenden Methode, Elektronikschrott in seine Bestandteile zurückzuführen, widmet sich Rudolf Stokar von Neuforn als Geschäftsführer der Firma reco-e. In Feldmoching groß geworden, faszinierten ihn früh Computer, er studierte Elektrotechnik und spezialisierte sich darauf, Unternehmen zu gründen und Produkte im deutschen Markt einzuführen. „Mit Business Development war ich bereits neunmal erfolgreich“, sagt Rudolf Stokar von Neuforn, der heute in Unterschleißheim lebt. „Seit 2015 kümmere ich mich jetzt um eine revolutionäre Technik, aus Computerschrott im Kaltverfahren ohne Verbrennung alle Bestandteile vollständig wiederzuverwerten.“ Als Finanzierungspartner mit an Bord ist die Kreissparkasse.

„Auf die richtigen Zutaten kommt’s an“

Statt mit einer Presse plus Verbrennung wie im bisherigen E-Recycling arbeitet reco-e mit einer Mühle und „den richtigen Zutaten“. „Wir geben die Mainboards, Prozessoren und Platinen in unsere Maschine und per Rezept die passende Chemie dazu“, sagt Rudolf Stokar von Neuforn. „Alles andere ist Mathematik. Ein Metall nach dem anderen löst sich dann ab, bis alle sortenfrei vorliegen. Begonnen haben wir mit 50 kg pro Tag, heute verarbeiten wir bereits rund 800 kg pro Tag. Davon gehen 790 kg wieder in die Wiederverwertung, insbesondere Kupfer, Alu, Silber und 999,99-karätiges Gold, aber auch seltene Erden.“ So kommt hochreines Kupfer wegen seiner hohen Leitfähigkeit beispielsweise im Antriebskabel von E-Autos oder im Magnetfeld von Kernspintomografen zum Einsatz.

Zudem gewinnt reco-e Kunststoffe in Granulatform, die zum Beispiel für die Herstellung von Abwasserrohren oder Leitpfosten für Landstraßen wiederverwendet werden. „Rohstoffe sind knapp und teuer“, erläutert Rudolf Stokar von Neuforn, „und die Klimaziele sind klar. Daher leisten wir bei Reco-E ein nachhaltiges Recycling und führen die wiedergewonnenen Rohstoffe wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück.“

Für die Finanzierung der reco-e-Mühle, die heute in einer Halle im Landkreis Erding steht, hat von Neuforn Eigenmittel und ein Existenzgründungs-Darlehen der Kreissparkasse kombiniert: „Da war schnell eine Vertrauensbasis da, die sich dauerhaft bewährt.“ Das sieht auch Stefanie Krex, Existenzgründungsberaterin der Kreissparkasse vom Firmenkundencenter Nord in Unterschleißheim, so: „Nachhaltiges, umweltfreundliches Recycling ist ein sehr interessantes Thema. Der Gründer hat mit seiner Idee und als Person überzeugt, dies unterstützen wir sehr gerne.“

Rudolf Stokar von Neuforn arbeitet übrigens schon an einer weiteren Vision: Wasserstoff in Pulverform zu produzieren. „Gut zu wissen, dass die Kreissparkasse mit dabei ist.“