(c) Hermann Will, Moosach

Dunkelblau und schwarz empfängt der Eingang des Maskeums seine Gäste. Ein wenig schaurig, sehr ruhig und dunkel – wie die Nacht. Und schon mit dem Eintritt in das Perchtenmuseum in Kirchseeon baut sich neugierige Spannung beim Besucher auf.

In dem Flur, der den Eingangsbereich bildet, liefert gleich zu Beginn eine Medienstation viele detaillierte Einblicke über das Werden der Kirchseeoner Perchten, den Perschtenbund SOJ Kirchseeon und das Maskeum. Auch das Brauchtum selbst wird erklärt und dargestellt.

Krampusse sind keine Perchten

Unwissende werfen Rauhnachts-Perchten und andere Gestalten, wie die Tiroler Krampusse, die beinahe zur gleichen Zeit ihr Unwesen treiben, schon mal in einen Hut. Der Museumsleiter Rainer Eglseder legt daher großen Wert auf Aufklärung und Unterscheidung. „Die Perchten bringen Licht und Fruchtbarkeit – darum ziehen sie herum. Natürlich sind sie mitunter schaurig anzusehen, aber es ist nicht unser höchstes Ziel, die Menschen zu ängstigen, wie es die Krampusse bei ihren Läufen häufig tun. Freilich haben trotzdem auch wir eine Gruppe frecher Perchten dabei, die die Leute tratzen“, erklärt Eglseder und schmunzelt dabei.

Die Kichseeoner Perchten bestehen aus mehreren Gruppen, die sogenannten Passen. Alle Passen sind bei den Läufen der Perchten vertreten und jede Gruppe hat eine eigene Bedeutung. Die Schönperchten beispielsweise sind für die musikalische Begleitung zuständig und führen in Kirchseeon den Perchtenlauf an. Die Klaubauf und die Holzmandl tanzen und die Schlenzer mischen sich unter die Zuschauer, um diese etwas zu erschrecken und ein wenig zu ärgern.

Mitte der 50er Jahre sorgte Hans Reupold, ein künstlerisch begabter Kirchseeoner, der großes Interesse für das voralpenländliche Brauchtum entwickelt hatte, dafür, dass der jahrhundertealte Brauch des Perchtenlaufs im Alpenraum in Kirchseeon wiederauflebte. Ihm und seinem Schaffen ist eine eigene Medienstation gewidmet.

Manche Figuren haben eine lange Geschichte

Die verschiedenen Gruppen des Kirchseeoner Perschtenbund SOJ haben sich über die Jahre entwickelt. Einige Figuren jedoch waren und sind immer mit dabei. So zum Beispiel die Frau Percht. Die Ur-Göttin steht für alles Gegensätzliche auf der Welt, wie Nacht und Tag, Gut und Böse, Sommer und Winter. Symbolisiert wird dies durch die zwei Gesichter dieser Figur. Die Tänze der Klaubauf drehen sich immer um die zentrale Figur der Frau Percht.

Schaurig-schön schauen die ausgestellten Masken auf einen herab. Riesig und daher häufig aus Lindenholz gefertigt. Trotzdem bringt solch eine Maske Gewicht mit. Die schwersten Masken wiegen über fünf Kilogramm und man kann sich kaum vorstellen, dass sie wirklich getragen werden. Das kann der Besucher daher auch vor Ort ausprobieren und mal hinter eine der großen Holzmasken steigen. Auch ohne das Gewicht zu spüren, kann man so erleben, wie es sich als leibhaftiger Percht anfühlt.

Mystisch, abwechslungsreich, faszinierend

Das Maskeum hat nicht viele Räume, aber umso mehr zu bestaunen. Das findet auch Anton Schweiger, Leiter der Kreissparkasse Kirchseeon: „Die liebevolle, detaillierte Gestaltung hält für den aufmerksamen Beobachter immer wieder Neues bereit. Hier ist die Spende in Höhe von 7.000 Euro von unserer Stiftung der Kreissparkasse Ebersberg wirklich wunderbar investiert worden. Es freut mich, dass die Kreissparkasse so einen wertvollen Beitrag zur Entstehung dieses Ortes leisten konnte.“

Eine weitere Medienstation erwartet den Besucher in einer großen begehbaren Maske. Im schummrigen Innenraum kann man sich auf die Reise zu vergangenen Perchtenläufen begeben, Erzählungen für kleine und große Kinder lauschen und natürlich der Musik. Schließlich haben die Kirchseeoner Perchten sogar eigene Stücke für ihre Läufe geschrieben.

Spätestens hier ist man ganz im Bann der Perchten und dabei kommt die Hauptsache noch. In einem weiteren Raum hat man plötzlich das Gefühl mitten in einem der Perchten-Läufe zu sein. Die Klaubauf reihen sich um die Frau Percht und im Hintergrund stehen die Schiachen Perchten, Schnadernschlenzer und andere Gestalten. An einer großen Leinwand kann man hier auch den Tanz der Klaubauf bestaunen.

Man will sich gar nicht lösen aus dieser Welt, die eigentümlich und heimelig zugleich ist – wie etwas, das fremd ist und doch irgendwie altbekannt zu sein scheint. Das Museum ist in jedem Fall einen Besuch wert und Dank seiner liebevollen Gestaltung auch wunderbar für Kinder geeignet.

Seit dem 2. Oktober steht das Maskeum Besuchern offen. Der Eintritt ist frei, aber der „Förderverein MASKEUM“ freut sich natürlich über Spenden.

ÖFFNUNGSZEITEN MASKEUM

Von Oktober 2021 bis Januar 2022 jeden Samstag und Sonntag (Feiertage ausgenommen)
Weitere bisher geplante Öffnungstage im Jahr 2022:
Januar: Do 6.1. + Fr 7.1.
Februar: Sa 19.2. + So 20.2
März: Sa 19.3. + So 20.3.
April: Sa 23. + So 24.
Uhrzeit jeweils 10 bis 16 Uhr (Ausnahme: 6.1.22 von 10 – 18 Uhr)

Mehr über das Museum und Veranstaltungen vor Ort: maskeum.de

Den Verein Kirchseeoner Perschtenbund Soj erreichen Sie unter: perchten-kirchseeon.de